ASSISTENZHUNDE
Ein Assistenzhund unterstützt beeinträchtigte Menschen im Alltag.
Dabei unterscheiden sich Assistenzhunde anhand der Hilfeleistungen, die sie für ihren Menschen erbringen.
- Blindenführhund
- Mobilitäts-Assistenzhund (für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung)
- Signal-Assistenzhund (für Menschen mit akustischer Wahrnehmungsbeeinträchtigung)
- Warn- und Anzeige-Assistenzhund (für Menschen mit stoffwechselbedingten Beeinträchtigungen, anaphylaktischer Allergie oder für Menschen mit neurologisch-bedingten Anfallserkrankungen)
- PSB-Assistenzhund (für Menschen mit psychosozialen Beeinträchtigungen)
Sobald die Möglichkeit besteht, werden wir die Zertifizierung als Ausbildungsstätte im Sinne des §12 l BGG in Verbindung mit der Assistenzhundeverordnung (AHundV) anstreben, um auch weiterhin im Rahmen der neuen Verordnung Mensch-Assistenzhund-Gemeinschaften ausbilden zu können.
Wir sind Stolz auf unsere bisherigen erfolgreichen Ausbildungen im Bereich der PSB- sowie Warn- und Anzeigeassistenzhunde, die nach § 21 der AHundV im Sinne des § 12e Absatz 3 Satz 2 Nummer 4 des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) erfolgreich anerkannt worden sind und innerhalb der Übergangsfrist durch den Mein Assistenzhund e.V. geprüft worden sind.
Der Verein Mein Assistenzhund e.V. wird weiterhin die Ausbildung der Hunde finanziell unterstützen.
Diabetikerwarnhund Nelly | TV Oberfranken begleitet Nelly
PTBS-Assistenzhund | Bericht aus Sicht des Hundes
Piet* der PTBS Assistenzhund
(Helden-)/Hundename geändert
Hallo und ein fröhliches Wauwau!
Ich bin Piet und bin ein belgischer Schäferhund – genauer gesagt ein Groenendael. Die Menschen sagen ich sei ein ganz besonderer Hund, kein normaler Familienhund. Ich bin nämlich ein Hund mit Beruf: Ich bin ein Assistenzhund, genauer ein PTBS Assistenzhund (Assistenzhund für Posttraumatische Belastungsstörungen). Assistenzhunde gibt es ja ganz verschiedene, Diabetiker zum Beispiel, aber auch für Epilepsie und viele andere Erkrankungen. Den bekanntesten kennt ihr bestimmt, das ist der Blindenführhund. Wir haben alle eines gemeinsam: ohne uns würden unsere Herrchen und Frauchen ihr Leben niemals so führen können, wie sie es mit uns tun. Denn wir Assistenzhunde sind mehr als nur Alltagsbegleiter. Wir erkennen gefährliche Situationen, lernen richtig zu reagieren und stehen unseren Menschen 24 Stunden, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr zur Seite. Das könnte so sonst niemand leisten und deswegen sind wir so besonders.
Ich möchte euch aber gerne mehr von meinem Arbeitsalltag erzählen. Mein Frauchen hat eine Posttraumatische Belastungsstörung. Das ist eine sehr heftige und den Alltag oft sehr einschränkende und belastende psychische/psychosomatische Erkrankung. Sie entsteht, wenn Menschen anderen Menschen in der Vergangenheit etwas sehr schlimmes angetan haben und sie dadurch traumatisierendes erlebt haben, was deren Organismus nicht verarbeiten konnte. Es holt euch immer wieder durch bestimmte Trigger ein, lässt es euch in Form von zum Beispiel Flashbacks wiedererleben. Wenn euch das tiefergehend interessiert, dann googelt doch einfach die Schlagwörter PTBS, PTSD, Flashback, Trigger, Dissoziation oder Traumatisierung. Mein Frauchen konnte durch diese Erkrankung oft ihren Alltag nicht mehr bewältigen; in die Stadt oder einkaufen gehen, sich mit Freunden treffen, oder auch einfach nur spazieren gehen. Dinge die eigentlich selbstverständlich sind, waren nicht möglich. Für viele Jahre. Da komme ich jetzt ins Spiel. Sie hat beschlossen, dass sie noch mehr Unterstützung braucht, als es ihr die Menschen bisher geben konnten und hat beschlossen sich einen PTBS Assistenzhund auszubilden. Mit Hilfe von Experten natürlich. Sie hat lange gesucht, welche Rasse zu ihr und ihren Vorstellungen passen könnte, das ist nämlich gerade bei dieser Erkrankung extrem individuell. So kam sie dann zu mir. Am Anfang meiner Ausbildung standen erstmal die Grundlagen, die jeder Hund beherrschen sollte. Da ich mich aber ganz gut angestellt habe und mein Frauchen richtig gut mit mir trainiert hat, konnten wir schon mit kleinen Assistenzaufgaben während der Grundausbildung anfangen. Zum Beispiel, dass ich, wenn Frauchen sitzt, meinen Kopf auf ihre Beine lege. Körperkontakt beruhigt sie nämlich. Das war als Junghund nicht so einfach, die Beine waren so weit oben… Natürlich habe ich so auch mitbekommen, dass mein Frauchen oft sehr angespannt ist und Angst hat. Nach und nach habe ich gelernt, was sie in solchen Situationen braucht und wie ich helfen kann. Ich liebe meine Arbeit! Dann kam mein Pubertät und was soll ich sagen… mein Gehirn hatte mal eben ein bisschen Pause. Ich bin eben auch nur ein Lebewesen. Danach sind wir aber richtig durchgestartet. Ich habe sooo unglaublich viel gelernt: Licht anmachen, Notfalltasche holen, Frauchen durch Ausgänge und sichere Gebiete führen, Frauchen beschützen, wenn sie gerade nicht selbst für sich sorgen kann und aus Albträumen wecken. Ihre Anspannung schon vor ihr zu bemerken und das anzuzeigen, damit sie ihre Skills schneller anwenden und eine Dissoziation verhindern kann, oder wenn das nicht mehr möglich ist sie aus diesen zu holen. Dissoziationen sind Zustände, die ihr am besten mit dem Totstellreflex der Tiere vergleichen könnt, wenn sie ganz viel Angst haben. Die Psyche versucht damit, einen Teil des Bewusstseins über verschiedene Arten und Wege zu beschützen, aber googelt doch auch hier gerne einmal. Insgesamt habe ich bis jetzt - für solche Assistenzaufgaben - rund 30 verschiedene Hörzeichen und Situationen gelernt, mit denen ich mein Frauchen unterstützen kann. Wir haben so viel erreicht: Endlich kann sie wieder durch die Fußgängerzone laufen und Restaurants besuchen. Ein einfaches Spazierengehen ist wieder möglich, mit der Gewissheit, dass wir sicher wieder zuhause ankommen werden. Zuhause schafft sie inzwischen deutlich mehr an Alltagsaufgaben, weil durch meine Hilfe die PTBS sie nicht mehr so viel Zeit kostet.
Noch bin ich nicht geprüft und ein paar Sachen muss ich noch lernen. Inzwischen bin ich zwei Jahre alt und momentan arbeite ich daran bestimmte Gerüche anzuzeigen. Das ist schwer sage ich euch. Aber wenn ich auch das gemeistert habe, dann bin ich bereit für meine Prüfung und dann ein geprüfter Assistenzhund. Das ist nämlich wichtig, dass ich auch überall mit hin darf. Zum Beispiel in Lebensmittelläden, das darf ja nicht jeder Hund. Wir Assistenzhunde aber schon, denn wir sind für unsere Menschen so wichtig, wie zum Beispiel für den Rollstuhlfahrer der Rollstuhl. Dafür arbeite ich jeden Tag liebend gerne für mein Frauchen, um ihr das Leben wieder etwas leichter zu machen.